Auslandstierschutz
- ninakozlowski2316
- 13. März 2022
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. März 2022
2022 gibt es eigentlich schon mehr als genug Menschen die sich im Internet zu diesem Thema äußern. Ich bin also etwas late to the party. Warum ich trotzdem meinen Senf dazu geben möchte? Weil ich selbst das Gefühl hatte dass es beim Thema Auslandstierschutz meist nur zwei Meinungen gibt und nichts in der Mitte. Diese "Mitte" möchte ich gerne etwas beleuchten und vor allem von meinen eigenen ganz persönlichen Gedanken, Ängsten, Vorurteilen und Erfahrungen berichten.
Ich bin jetzt nicht gerade ein Experte, aber mir persönlich hat es damals sehr geholfen solche Bericht von anderen zu lesen. Also schreib ich mal drauf los und hoffe, dass ich dem ein oder anderen der sich gerade mit Ähnlichen Fragen rumschlägt wie ich damals, ein bisschen helfen kann.

Auslandstierschutz - ja oder nein?
Trotz der Tatsache, dass ich selbst einen Hund aus dem Ausland adoptiert habe und damit mehr als glücklich bin gibt es auf diese Frage für mich keine eindeutige Antwort. Moralisch betrachtet ist es ohne Frage falsch noch mehr Tiere in die Welt zu setzen wo es bereits so viele gibt die ein Zuhause brauchen und die ihr Leben sonst in überfüllten Sheltern oder Tierheimen verbringen müssen. Speziell der Auslandstierschutz birgt aber eben einige "Risiken" mit denen man sich im Voraus auseinandersetzen sollte und die -da will ich nichts schön reden- unteranderem sehr belastend sein können.
Man kennt den Hund nicht. Egal wie viele Bilder und Videos man bekommt und wie sehr sich die Menschen aus dem Verein bemühen das Wesen des Hundes zu beschreiben, IHR KENNT DEN HUND NICHT.
Man hat oftmals keine Informationen über die ersten Lebenswochen der Tiere. Diese Phase im Leben des Hundes wird aber als Prägephase bezeichnet und was sie dort lernen oder eben auch nicht lernen kann später nicht mehr einfach nachgeholt werden.
es gibt keine "Probezeit". In Deutschen Tierheimen kann man die Tier vor der Adoption oft für ein paar Stunden oder auch länger "zur Probe" mit nachhause nehmen und sich so ein besseres Bild davon machen ob es wirklich passt. Natürlich ist auch das kein Garant.
Es ist also wichtig sich zuvor mit sich selbst, den eigenen Lebensumständen und den Erwartungen die man an einen Hund und das gemeinsame Zusammenleben hat, auseinanderzusetzen. Bin ich bereit ein gewisses Risiko einzugehen? Kann ich mit eventuell auftretenden Herausforderungen umgehen? Hab ich die Geduld und die das Verständnis das eventuell nötig ist um mein Hund an sein neues Leben zu gewöhnen?
Lautet die Antwort auf diese Fragen ja, ist eine Adoption aus dem Ausland eine Sache die ich jedem empfehlen würde!
Den richtigen Verein finden
Den richtigen Verein zu finden war für mich damals ein riesiges Thema und auch garnicht so einfach wie ursprünglich gedacht. Schon nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass es eine echte Flut an Vereinen gibt die Tiere aus beinahe jedem Land auf der Welt vermitteln. Wo fängt man also an zu suchen und worauf sollte man achten?
Als aller erstes: Lasst euch Zeit. Ist ersteinmal die Entscheidung gefallen einen Hund zu adoptieren möchte man natürlich sofort los legen. Und wo laufen die Dinge am schnellsten? im Internet. Das Problem ist leider, dass es dort sehr viele unseriöse Vereine gibt. meine Tipps:
Ich halte Plattformen wie edogs oder andere für sehr hilfreich. Wenn ihr aber einen Hund gefunden habt der euch anspricht geht auf die Webseite´s der Vereine, informiert euch dort genauer und nehmt darüber Kontakt auf.
Achtet darauf, dass die Vereine e.v´s sind. Ist das nicht der Fall sind es keine ehrenamtlichen Vereine und das Wiederrum bedeutet sie verdienen Geld mit der Vermittlung der Hunde.
Lasst euch nicht "abwimmeln". Viele Vereine haben zwar gute Absichten, haben aber wenig Zeit und klären dadurch nicht richtig auf. Achtet darauf, dass der Verein sich Zeit für euch nimmt. Das bedeutet konkret: er beantwortet eure offenen Fragen, er klärt euch auf, er hat auch Fragen an euch um eine passenden Hund für euch zu finden.
Ich als Studentin hatte es (berechtigt oder nicht) besonders schwer den passenden Verein zu finden. Die meisten Vereine vermitteln prinzipiell nicht an Studenten, da hier einfach oft die Zeit fehlt sich genauer mit den jeweiligen "Bewerbern" auseinander zu setzen und man verallgemeinernd davon ausgeht dass ein Hund nicht in das Leben eines Studenten passt.
Also lange rede garkein Sinn: der richtige Verein ist wichtig. Ich möchte euch an der Stelle den Verein empfehlen bei dem ich meinen Hund adoptiert habe, weil ich wirklich nur die besten Erfahrungen gemacht habe. https://hearts4paws-ev.de/
Die ersten Wochen und die Erwartungen daran
Entscheidung für Auslandsadoption ist gefallen
Passender Verein ist gefunden
Wie ist es wenn der Hund wirklich da ist?
Das hängt sowohl von dir als auch von deinem Hund ab. Irgendwie logisch. Es gibt alles vom "perfect match" bis hin zur totalen Katastrophe. Wobei ersteres deutlich häufiger vorkommt als zweiteres, soviel sei schonmal gesagt. In jedem Fall muss der Hund aber erst mal ankommen und ihr müsst euch aufeinander einstellen. Die Hunde kennen meistens nichts. Und mit nichts, meine ich nichts. Keine Haustüre, kein Auto, kein Staubsauger, keine Waschmaschine, kein Geschirr, kein Halsband, keine Leine, oft sogar nicht einmal den Kontakt zu Menschen. Das alles müssen sie erst mal kennenlernen, oft gewöhnen sich die kleinen (oder großen) aber sehr schnell an alles.
Unsere ersten Wochen würde ich eher zum Typ totale Katastrophe zählen. Wilma wurde von den Mädels im Verein zwar schon vor der Ausreise als sehr schüchtern beschrieben und dementsprechend haben wir uns auch darauf eingestellt, dass sie mehr Zeit benötigen wird als andere. Was soll ich sagen.. ein bisschen mehr Zeit hat nicht wirklich gereicht.
Die ersten paar Tage hat sie ihre Transportbox kaum verlassen. Nur um ihr Geschäft zu machen (selbstverständlich in der Wohnung) kam sie mit weit eingezogenem Schwanz kurz raus getapselt und ist danach auch direkt wieder abgdüst. Mit sehr viel Zeit, Geduld, Liebe und guter Führung sind wir heute, 8 Monate nach ihrer Ankunft, an einem Punkt wo wir sagen können, dass sie angekommen ist.
Ich werde noch einen Text schreiben in dem ich nur auf diese ersten Wochen und Monate eingehe, womit wir zu kämpfen hatten und wie wir die Probleme schlussendlich überwunden haben. Ich möchte hier nur deutlich machen, dass die Vorstellung die man hat nicht unbedingt immer erfüllt wird.
Mir ist klar, dass Erfahrungsberichte wie diese eher abschrecken, was ich aber eigentlich damit sagen möchte: Stellt euch darauf ein, dass das Kennenlernen und die ersten Wochen vielleicht nicht genau so verlaufen wie ihr es euch wünschen würdet und schmeißt deshalb nicht sofort das Handtuch. Im besten Fall (und in den aller meisten Fällen) werdet ihr positiv überrascht und wenn nicht.. es wird besser. Hunde sind Individuen und für den einen ist so eine Umstellung einfach schwerer als für andere.
All in once: Für mich war es genau die richtige Entscheidung einen Hund aus dem Auslandstierschutz zu holen, aber diese Entstehung sollte gut überlegt sein, nicht überstürzt getroffen werden und man sollte bereit sein auch unangenehme Situationen anzunehmen und daran zu arbeiten.
Kommentare